Seibersdorf


Gemeinde Seibersdorf

Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Seibersdorf liegt westlich der Leitha im nordöstlichen Wiener Becken. Der Ortsname leitet sich vom Namen Sivrid (Siegfried) ab, der Name des Mannes, der um 1043/45 den Ort gegründet haben soll. Die urkundlich überlieferten Schreibweisen lauten Siegfriedsdorf, Seifriedsdorf, später dann Seibersdorf.

Die Geschichte des Ortes ist die Geschichte des mitten im Ort liegenden Schlosses: Der heutige barocke Bau geht auf ein ehemaliges Wasserschloss aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Der mittelalterliche Vorgängerbau war im 14. Jahrhundert im Besitz der Pottendorfer, ab 1392 dann der Puchheimer. Mitte des 16. Jahrhunderts war der Eigentümer Leonhard Freiherr von Pichler. Er ließ ab 1559 an Stelle der mittelalterlichen vermutlich 1412 zerstörten Befestigungsanlage ein Wasserschloss errichten. Im 17. Jahrhundert wechselten die Besitzer häufig. Als 1683 der Einfall der Osmanen drohte, zählte auch Seibersdorf zu den offiziell bestimmten Zufluchtstätten im Viertel unter dem Wienerwald. Das Schloss wurde von den Osmanen belagert, aber nicht erobert. 1715 erwarb Leopold Karl Graf Cavriani die Herrschaft Seibersdorf, die er mit der von seinem Vater ererbten Herrschaft Reisenberg vereinte. Ihm verdankt das Schloss seine barocke Umgestaltung. Unter anderem entstanden die Fassade, der Festsaal, die Sala terrena, die Stiegenanlage usw. Bis 1932 blieb das Schloss im Besitz der Grafen Cavriani.

Gegenüber dem Schloss steht heute die dem hl. Leonhard geweihte Pfarrkirche. Ihr Vorgängerbau wurde durch die Osmanen 1683 zerstört. Unter Graf Julius Friedrich von Bucellini wurde sie 1688 neu errichtet. Bis 1783 gehörte sie zur Pfarre Reisenberg; durch die josephinische Pfarrreform wurde sie selbständig. In den Jahren 1644 bis 1663 gab es in Seibersdorf eine Marienwallfahrt, die sich nur in Schriftquellen erschließt. Fünfzehn Gebetserhörung sind für diesen Zeitraum belegt. Das Kultbild war eine Maria-Loreto-Statue. Wo sich die Kultstätte befand, ist unbekannt. Als die Pest 1644 in Fischamend wütete und 360 Menschen starben, wurde eine silberne Lampe nach Seibersdorf gestiftet.       

Österreichs größtes außeruniversitäres Forschungszentrum wurde 1956 in Seibersdorf gegründet. In den Anfängen wurde hier der erste Atom-Forschungsreaktor ASTRA (Adaptierter Schwimmbecken-Typ-Reaktor Austria) errichtet, ebenso wie ein Zwischenlager für niederradioaktive Abfälle. Seit Österreichs Atomausstieg (1978) wandte man sich vermehrt den Bereichen Technik, Wirtschaft, Umwelt zu und bündelte Industrielle Messtechnik, Informationsverarbeitung, Verfahrens- und Umwelttechnik, Engeneering, Lebenswissenschaften etc. Der Name des Zentrums änderte sich mehrmals. Seit 2009 heißt es „Austrian Institute of Technology“ (AIT). Seit 1986 betreibt Seibersdorf eine kommunale Strohfeuerungsanlage, welche die heimische Biomasse in Wärme umsetzt und dem Gemeinwohl zur Verfügung stellt.

Am 1. September 1972 erfolgte die Zusammenlegung der Katastralgemeinden Seibersdorf und Deutsch Brodersdorf zur Marktgemeinde Seibersdorf. Das Wappen der Marktgemeinde stellt zwei goldene, gekreuzte Garben auf rotem Grund dar. In den folgenden Jahrzehnten wurde in die Infrastruktur der beiden Orte investiert (Straßenausbau, Kanalisation, Kläranlage). Ein Schwimmbad wurde errichtet; die Schulen und Kindergärten um- und ausgebaut. Nach nur dreizehn Monaten Bauzeit ging im Dezember 2016 der Windpark Seibersdorf ans Netz.